Die Herschberger Narren gehen in die Luft...

Herschberg. Um es gleich vorweg zu sagen: "Der "Hit" in der Bütt bei der Prunksitzung des Carnevalsvereins Herschberger Narren (CHN) kam spät am Abend - und trotzdem hatte "Schlagersänger" Dieter Palm null Probleme mit seinem "furztrockenen", schrägen Vortrag den Saal Tränen lachen zu lassen.

Seine seltsamen Rezepte, um als Schlagersänger von Dieter Bohlens Gnaden in Stimmung zu kommen - "Zwä Ring Lyoner und drei Flasche Bier, do bin ich in Form wie en rasender Stier" - mit ureigenem "Pokerface" vorgetragen und seine durchgeknallten Interpretationen aktueller Schlager rissen die Herschberger Narren im vollen Bürgersaal von den Sitzen.

Doch auch das gesamte Programm, das der CHN zum großen Teil aus eigenen Reihen bestritt, konnte sich sehen lassen. Durch die große Schar der "Eigengewächse" hatte die Prunksitzung einen eigenen Charme und hob sich wohltuend von Sitzungen mit den durch die Lande ziehenden "Bühnenstars" ab. Mit rund 150 Aktiven hat der Carnevalsverein auf der Höhe keine Probleme, ein abwechslungsreiches Fünf-Stunden-Programm auf die Beine zu stellen.

Auch Gardemädchen hat der Verein in ausreichender Zahl: Mehr als 90 "Jugendliche" von 3 bis 25 Jahren trainieren für den Gardetanz und so wirbelten Grashüpfer, Tanzmäuse und Funkengarden immer wieder über die Bühne. Gleichzeitig kann der Verein Männer wie die Sänger von Schunkel- und Stimmungsliedern, Karl Brenner und Paul Sema, auf die Bühen schicken, die schon 43 (!) Jahre als Herschberger Narren auf den Brettern stehen.

Als Mann im Mond glänzte Präsident Udo Wagner in der Bütt - und argwöhnte in wohlgesetzten Versen, dass George W. Bush nun, nach dem Irak, eine Invasion auf dem Mond plane. Mit Kritik wurde nicht gespart: "Ob sich das Leben dort noch lohnt, das frag ich mich als Mann im Mond", war sein Fazit, auf den Irak nach der Invasion der Briten und Amerikaner gemünzt. Ob Gesundheitsreform, die "Agentur für Arbeit" oder der FCK, alles wurde kritisch und mit Witz kommentiert.

Selbst das obligatorische Männerballett stellte sich in Herschberg ganz eigen dar: Die "Stewardessen" der "Herschberg Airline" zeigten in einer absolut komischen und schrägen Choreografie, wie man "Flug der Narren" betreut.

Gut geplant war der Ablauf des Abends, die Mischung aus Show, Büttenreden - auch sehr schön Klaus Bohl als "Bauer Bohl auf Mond- und Himmelflug" - , Schunkelliedern und Stimmungsanimation à la Ischgl und Ballermann, stimmte absolut. Es war schon weit nach Mitternacht, als die Herschberger Narrensänger stimmgewaltig und fast a capella - also nicht im Gesangsstil des "Schlagersängers" Dieter Palm: "Ob isch a capella sing? Isch sing al dente, ohne Zää!" - das Finale einleiteten. Natürlich musste die SPD und ihre Reformen, sowie der allgemeine Zustand der Partei für die musikalische Kritik herhalten und es wurde prophezeit, dass die Rente in Zukunft mit 88 Jahren kommt.

Unterstützt wurden die Herschberger Narren von Gästen aus Kaiserslautern und Zweibrücken. Obwohl nette Gäste in Herschberg bestimmt immer willkommen sind: Von der Qualität und der Variationsbreite ihres Programms her gesehen hätten die Herschberger diese Unterstützung kaum gebraucht. Fastnacht feiern kann man in dem Dorf auf der Höhe absolut.

Und im nächsten Jahr werden es vier Mal elf Jahre sein, dass die Herschberger Narren das ganze Dorf in Fasnachtstrubel stürzen werden.

Pirmasenser Zeitung - 09.02.2004

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